Wege eines Elfen...

Mit einem dumpfen Laut schlug der Körper des Zwerges auf dem Boden auf. Mitleidslose, kalte Augen suchten die Umgebung ab, während der hochgewachsene, schwarzhaarige Elf seine blutige Hand an der Kleidung des Toten abwischte. Friedlich lagen die Hügel des Sumpflandes da, keine weiteren Späher waren in Sicht.
Das war ihr Glück.
Kurz glitt Loarians Blick noch einmal zu der verstümmelten Leiche, dann wandte er sich leise seufzend ab. Dieser Zwerg hatte nichts gewusst, das ihn weiterbrachte. Ein weiterer Tod in diesem von Kämpfen zerrissenen Land würde allerdings nicht auffallen. Man würde es auf die Orks schieben.
Ein dunkles Kichern entrang sich seiner Kehle, während er versonnen die rasch einbrechende Abenddämmerung beobachtete.
Die abendliche Stille wurde aber mit einem Mal durchbrochen: Eine Grille zirpte. Während der Mond sich langsam erhob, stimmten zögerlich weitere Tiere mit ein. Scheinbar trauten sie dem Frieden nicht. Und das zu recht - Denn es herrschte Krieg in den Östlichen Königreichen...

Einsam und sinnierend wanderte die Gestalt über die Ebenen des Grünen Gürtels, die nur vom fahlen Mondlicht beschienen wurden. Der Elf hatte seine Aufmerksamkeit düsteren Gedanken zugewandt, während seine Füße ihn unbewusst in Richtung der einstigen Festung der Orks des Dragonmawclans lenkten. Zu den Ruinen von Grim Batol...
Unter anderen Umständen wäre es Loarian egal gewesen, wie dieser Kleinkrieg zwischen den Völkern Azeroths ausging. Es ging ihn ja nichts an. Aber die jetztigen Umstände erforderten nunmal andere Maßnahmen. Er würde diesen Krieg entscheiden. Zu seinen Gunsten.

Ein freudloses, schreckliches Lächeln legte sich auf seine Lippen, während er aufblickte und, sich seiner Umgebung das erste Mal wirklich bewusst werdend, flüsterte: "Grim Batol. Welch Ironie des Schicksals..."
In der Ferne erkannte er, trotz der Dunkelheit, einen Schemen. Einen geflügelten Schemen. Die tiefgrün glimmenden Augen schienen an Intensität zu gewinnen und eine seltsame Bosheit auszustrahlen, als der Elf sich dem roten Drachkin lautlos wie ein Schatten näherte. In geduckter Haltung nutzte er die natürlichen Vorteile seiner Umgebung aus, um lautlos voranzukommen und den ahnungslosen Drachkin zu überraschen.
In einer fließenden Bewegung stand Loarian nun hinter dem Drachen und raunte etwas Unverständliches, für jeden Außenstehenden hätten die Silben keinen Sinn gegeben. Doch der kleine Rote drehte sich um, weitete die Augen voller Angst und wollte fiepen - Doch dazu kam er nicht.
Ein loderndes Feuer umhüllte die für einen Drachen winzige Gestalt und nach einigen Lidschlägen rieselte nicht mehr als Asche zu Boden.
"Dreck zu Dreck." kommentierte der Schwarzhaarige das Geschehen unberührt und machte sich auf in Richtung Arathihochland. Von Hammerfall aus würden sie ihn sicher nach Silbermond bringen können.
Es hatte begonnen.